KuK I – kaiserlich und königlich
Mit NDS haben wir uns nun ausführlich beschäftigt (hier und hier). Aber was hat es mit KUK auf sich? Die wohl bekannteste Bedeutung von KuK ist Kaiserlich und Königlich.
Kaum eine andere Nation kann auf eine so erfolgreiche Einflussnahme in den großen diplomatischen Spielen der Neuzeit zurückblicken wie Österreich: Die Heiratspolitik des Hauses Habsburg garantierte dem Erzherzogtum bereits in der frühen Neuzeit einen außerordentlich starken Platz innerhalb des von Kriegen und unsicheren Allianzen geprägten Europas und ermöglichte so eine Reihe diplomatischer und militärischer Freiheiten gegenüber seinen Rivalen. So wurden nicht nur zeitweise die niederländischen und böhmischen Teile des Heiligen Römischen Reiches Teil Österreichs, sondern auch Ungarn, welches im 17. Jahrhundert von der osmanischen Besatzung befreit wurde.
Während Österreich so zwar eine immense politische und militärische Übermacht im deutschen Raum einnahm, kam es in seinem Inneren vor allem nach dem Wiener Kongress und den ihm folgenden antidemokratischen Bemühungen der Krone zu immer heftigeren Reibungen zwischen dem Kaiser und der ungarischen Bevölkerung. Dies kam vor allem aufgrund des absolutistischen Regierungsstils Österreichs zustande, welcher alle Kompetenzen des Reiches in Wien konzentrierte und die ungarische Krone der österreichischen untergeordnet ansah. Weiterhin bestand ein nicht unwesentlicher Unterschied in den Religionen der Staatshälften: Während die österreichische Seite weitestgehend katholisch geprägt war, fanden sich in Ungarn große Anteile protestantischer Konfessionen.
Diese sich über die Jahre aufbauenden Spannungen entluden sich schließlich im Revolutionsjahr 1848, welches auch in den deutschen Gebieten und Österreich selbst große Unruhen sah. In Österreich kam es zu mehreren Aufständen gegen die Habsburgmonarchie, die auch in Ungarn unterstützt wurden, gleichzeitig erwachte allerdings auch ein neuer ungarischer Nationalismus, der in der Erklärung der unabhängigen Republik Ungarn endete. Die Revolution wurde schließlich mit einer Reichsarmee und mit russischer Hilfe nieder geschlagen, doch die Kluft zwischen den beiden Nationen war nun tiefer denn je zuvor. Die folgenden Jahre verschärften die Notlage Österreichs durch Niederlagen in Italien, während der ungarische Landtag auf die 1848 entworfene Verfassung und größere Autonomie pochte. Der sogenannte Österreichisch-Ungarische Ausgleich fand daher im Jahre 1866 unter Kaiser Franz Joseph I statt und setzte unter anderem die österreichische und ungarische Krone gleich, so dass aus dem Kaiserreich eine Realunion zwischen Österreich und Ungarn wurde.
Das weithin bekannte Kürzel k.u.k. stand dabei für kaiserlich und königlich. Die Zugeständnisse weiterer Befugnisse an den neugegründeten ungarischen Staat half dabei, die Spannungen zu entschärfen, auch wenn sie sie nicht endgültig aus der Welt schaffen konnten. Symbolisch wichtig war die Krönung des nun unter einer Konstitution regierenden Kaisers in Buda sowie sein mehrwöchiger Aufenthalt in Ungarn. Die Doppelmonarchie sollte noch bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 halten, litt aber schon seit ihrer Geburt unter den typischen Merkmalen des Vielvölkerstaates, nämlich Misstrauen zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen und einem ständigen Streit über regionale Kompetenzen. Dennoch, oder gerade deshalb, muss die besondere Leistung der österreichischen Staatsmänner erneut hervor gehoben werden, da sie es schafften, in einer sehr turbulenten Zeit auf dem europäischen Kontinent eine stabile Regierung in einem krisengeschüttelten Land errichteten, die trotz vieler Probleme lange hielt.
Der Wikipedia Artikel zu diesem Thema ist trotz seiner überragenden Bedeutung übrigens überraschend kurz.